Inhalt des Kurses
Bachelorarbeiten Interaktionsgestaltung
Interaktionsgestaltung
Semesterjahr7. Semester
sola – System zur Prävention und Analyse musikbezogener Beschwerden

sola – System zur Prävention und Analyse musikbezogener Beschwerden
„sola“ ist ein System für Musizierende, das Sensordaten während des Spielens sammelt und diese interpretiert, visualisiert sowie bei potentiell gesundheitsgefährdender Ausführung direktes Feedback gibt. Es soll zur Erleichterung der Selbstkontrolle während des Übens und bei der Prävention von spielbezogenen Beschwerden unterstützen.
Kontext
Musizieren und ein Instrument zu erlernen ist altersunabhängig und für jeden möglich. Für eine spätere professionelle Laufbahn beginnt die Vorbereitung meist schon im Kindesalter mit 4 – 6 Jahren. Das beschwerdefreie Spielen ist Vorraussetzungen für ein erfolgreiches Ausüben des Instrumentes über Jahrzehnte hinweg. Jedoch haben viele professionelle Musiker_innen, aber auch Musikschüler_innen Beschwerden beim Spielen. Gerade beim Üben, welches den Großteil der Zeit am Instrument ausmacht, ist es von großer Wichtigkeit darauf zu achten, dass keine Fehlhaltungen und -belastungen entstehen.
Bis jetzt (heute) gibt es kaum Produkte, die das Spiel im Detail analysieren können und auf den/sie Spieler_in individuell eingehen. Anders verhält es sich beim Sport, wo es bereits für Laien und Profis digitale Unterstützungsmöglichkeiten gibt.
Problem
Beim Spielen der meisten klassischen Instrumente nimmt der/die Spielende eine nicht ergonomische Haltung ein. Zusätzlich wird durch lange Spielzeiten und einem hohen Leistungsdruck der Körper des/der Musizierenden stark beansprucht. Beschwerden wie Schmerzen in den Händen, Rücken und Hals, sowie andere Krankheitsbilder sind für angehende und professionelle Musiker_innen nicht selten. Oft führen sie auch zu Arbeitsausfällen bis hin zur Berufsunfähigkeit, was ein großes Problem für Berufsmusiker_innen darstellt. Besser ist es, wenn diese Probleme frühzeitig erkannt werden und somit Beschwerden gar nicht erst auftreten. Das entstandene Ergebnis meiner Bachelor Arbeit soll Musizierende unterstützen, diese Probleme von vornherein zu umgehen.
Lösungsansatz
Systemaufbau
Das System besteht aus drei Bestandteilen: dem Sensor, der Datenbank und einem digitalen Device (siehe Abbildung). Daten werden durch einen oder mehrere Sensoren am Instrument, oder direkt am Körper gemessen und in einer Datenbank in der Cloud gespeichert. Das grafische Interface dient als Visualisierungsmöglichkeit der Echtzeitdaten und der gesammelten Datensätzen. Dieser Aufbau ist für jeden Sensor gleich und, da immer Daten gesammelt und dann visualisiert werden.

1
Die Live-Daten werden über Bluetooth an das Tablet geschickt und dort in Echtzeit mit den Noten angezeigt.
2
Wird ein Problem festgestellt, beispielsweise wenn der/die Musiker_in zu fest drückt oder keine Pause macht, wird der Sensor alarmiert, der ein Feedback zum Beispiel in Form einer Vibration abgibt.
3
Die Daten werden während des Spielens in einer Datenbank gespeichert und erhalten dort einen Zeitstempel, sodass sie später wieder aufgerufen und angeschaut werden können.
4
Gespeicherte Daten können nach dem Spielen durch die digitale Anwendung visualisiert werden. Zudem können unterschiedliche Datensätze miteinander verglichen werden.
5
Werden durch die digitale Anwendung Einträge getätigt, so werden diese in der Datenbank gespeichert.
Das Konzept wurde am Beispiel eines Armbands, das EMG-Daten misst, ausgearbeitet. Dazu wurde das MYO-Armband von Talmi Labs für den Prototypen verwendet. Das Instrument Violoncello wurde als Beispiel ausgesucht, jedoch ist das Konzept ebenfalls auf andere Instrumente übertragbar und unterscheidet sich dabei hauptsächlich in der Interpretation der Daten.
Während des Spielens

Während der Übeeinheit trägt der/die Spielende das Sensor-Armband am linken Arm. Auf dem Tablet werden die aktuellen Noten angezeigt und es kann wie auch mit analogen Noten gespielt werden. Das Armband misst die Zeit über die Muskelanspannung im linken Arm und erkennt, wenn ein kritischer Zustand erreicht wurde. Ist dieser erreicht, so wird vom System ein visuelles Feedback (Farbe und Hinweis in Textform) und ein taktiles Feedback (Vibration) gegeben.
Während des Üben kann durch das Berühren der Noten die Einheit pausiert werden und problematische Stellen über die Markierung in den Noten nochmals genauer betrachtet werden. In dieser Ansicht sind ebenso Anmerkungen, die während des Spielens gemacht worden sind, aber nicht abgebildet werden, angezeigt.
Nach dem Spielen

Vor und nach dem Üben kann über die „Tagesansicht” nochmals eine Zusammenfassung aller Hinweise betrachtet werden. Naben der Beschreibung des Problems, werden von dem System Vorschläge zur Veränderung und Anpassung der Haltung oder Spielweise, sowie Empfehlungen für passende Technik-Übungen gegeben.
Über eine Vergleichsfunktion können Abschnitte aus den Musikstücken (von verschiedene Zeitpunkten) miteinander Verglichen werden. Hierdurch können mögliche Tendenzen erkannt werden.
Neben dem Spielen kann der/die Nutzer_in des Systems auch auf eine Bibliothek an Körperübungen zurückgreifen, die auf den Musikkontext angepasst sind.

Marianne Spiess
BetreuungProf. Benedikt Groß, Prof. David Oswald
VeröffentlichungSommersemester 2019
TagsAnalyse App Assistent Bachelorthesis Data Datenerfassung Datenvisualisierung EMG Gesundheit JavaScript Musik Myo Prototyping Sensor Wearable
Hinterlasse einen Kommentar