Ansichtssache – Die Illusion visueller Wahrnehmung
Was passiert in unserem Gehirn, wenn wir sehen?
Kann die Auseinandersetzung mit den Phänomenen der visuellen Wahrnehmung für die Produktentwicklung neue Blickwinkel eröffnen und zur Inspirationsquelle werden? ‘Ansichtssache’ zeigt in dieser Bachelorthesis die Klassifizierung und Strukturierung visueller Phänomene und experimentiert mit deren Ableitungen.
Das Sehen wird von den meisten Menschen als so selbstverständlich hingenommen, dass man sich kaum je die Frage stellt, welche Prozesse während des Sehvorgangs überhaupt ablaufen.
‘Einem Auge glaubt man mehr als zwei Ohren’, lautet ein Sprichwort. Obgleich alle Sinne wie Hören, Schmecken, Riechen und Fühlen sehr wichtig sind, zeigt dieses Sprichwort den enorm hohen Stellenwert des Sehens und wie sehr auf seine konkrete Funktionsfähigkeit vertraut wird. Doch selbst ein so ausgefeiltes und an seine Umweltbedingungen angepasstes Wahrnehmungssystem, wie das Auge des Menschen, ist nicht unfehlbar. Unsere sinnliche Wahrnehmung ist sehr wählerisch. Da aus der Außenwelt nur ganz bestimmte Informationen herausgefiltert werden, verfügt der Mensch, bildlich gesprochen, nur über ein sehr schmales optisches Fenster.
Es stellt sich also die Frage: Wie nehmen wir Objekte überhaupt wahr? Denn Wahrnehmung ist nicht zufällig, sondern verläuft nach bestimmten Gruppierungs- oder Gestaltgesetzen, durch die sich auch Wahrnehmungsillusionen erklären lassen. Gruppierungsgesetze können zum Verständnis Reizverarbeitung im Gehirn und zur Auseinandersetzung mit dem Prinzip der ‘guten Form’ herangezogen werden.
Das Wahrnehmungsgesetz der ‘geschlossenen Form’ beispielsweise zeigt, dass Linien meist so gesehen werden, als folgten sie dem einfachsten Weg. Was jedoch passiert beim Betrachter, wenn die vom Gehirn gesteuerten Routinen nicht eingehalten werden? Wenn das Phänomen der ‘fortführenden Linie’ ganz bewusst unterbrochen wird?
Exemplarisch – und in drei Intensitätsstufen der Brechung – auf Lichtobjekte mit einfachen geometrischen Grundkörpern und -formen übertragen, zeigt sich, dass das Experimentieren mit den Prinzipien der Wahrnehmung einen eigenen ästhetischen Reiz entfalten kann. So repräsentiert diese Leuchtenserie einerseits die theoretische Auseinandersetzung mit den Phänomenen der visuellen Wahrnehmung und zeigt zudem das Potential des Spiels mit der Illusion und der Anwendung von Gestaltgesetzen für den Designprozess.
Hinterlasse einen Kommentar