DETACT ist ein Konzept für ein Navigationsgerät für Menschen mit Blindheit.
Technologie
Im Kurs Invention Design geht es darum, technologische Neuheiten und Forschungsprojekte spekulativ in die Zukunft zu projizieren und in einen Nutzungskontext zu setzen. Die Grundlage für DETACT bildet inForm, ein Projekt der Tangible Media Group im MIT Media Lab. Es handelt sich um ein großes Display, welches neben Farbinformationen auch Höheninformationen wiedergeben kann. Jeder Pixel besteht aus einem höhenverstellbaren Pin. In der Summe der einzelnen Pins entsteht ein verformbares Display. Für unser Projekt haben wir angenommen, dass sich die Auflösung dieser Displaytechnologie in den nächsten Jahrzehnten drastisch erhöhen wird und in einem tragbaren Gerät wie etwa einem Tablet Computer verbaut werden kann.
Use Case
Wir möchten das verformbare Display nutzen, um Menschen mit Blindheit das Erkunden und Begreifen von Orten zu ermöglichen. Eine einfache Navigation von A nach B ist heutzutage durch Karten-Apps mit Routenfunktion und Sprachausgaben schon gut möglich, aber dadurch werden Informationen, die sehende Menschen über die Umgebung erfahren können, nicht vermittelt.
Es gibt bereits analoge taktile Karten, aber deren Darstellungen sind natürlich immer an einen spezifischen Ort gebunden. Durch das digitale Display von DETACT können unterschiedliche Orte dargestellt werden und flexibel verschiedene Zoom-Stufen und Informations-Ebenen eingeblendet werden.
Aufgrund des begrenzten Umfangs des Semesters mussten wir uns darauf beschränken, das Kartensystem zu entwickeln, die Gestaltung des dazugehörigen Geräts und die Interaktion mit der Karte konnten wir nicht weiter verfolgen.
Research
Zunächst haben wir verschiedene digitale Kartendienste und deren Informationsebenen analysiert und mit bereits existierenden taktilen analogen Karten für sehbehinderte Menschen verglichen. Die Karten für Sehende sind bedeutend komplexer und können Informationen wiedergeben wie Live-Daten des öffentlichen Nahverkehrs, Informationen über Luftqualität, oder auch Kundenfotos von Restaurants. Im Rahmen unseres Projekts können wir nicht all diese Informationsebenen für blinde Menschen bereitstellen, also haben wir uns auf ein Minimal Viable Product geeinigt. DETACT soll verschiedene Zonen (Innenstadt, Industriegebiet, etc.), Strecken (Straßen, Flüsse, etc.), Gebäude, Points of Interest, und einen Positionsmarker beinhalten.
Die Points of Interest mussten wir erneut reduzieren. Während es bei digitalen Karten beispielsweise verschiedene Icons für Cafés, Eisdielen, Pizzerien und Bars gibt, entschieden wir uns dazu, diese zusammenzufassen zu einer Tastmarke für Gastronomie, denn ein Überangebot an verschiedenen Formen vermindert die taktile Unterscheidbarkeit. Bei solchen Problemstellungen stützen wir uns auf Forschungsarbeiten und Normen für analoge taktile Karten.
Exploration
Points of Interest
Für die Point of Interest Kategorien entstanden drei verschiedene Darstellungsformen. Zu Beginn erstellten wir symbolische Icons, diese sind aufgrund ihrer Komplexität nur sehr schwer zu ertasten. Als Alternative überlegten wir uns Kürzel der Kategorien als Brailleschrift zu nutzen, diese hatten aber das Problem, dass sie mehr Platz benötigen. Sie waren dennoch sehr gut lesbar für eine breite Nutzergruppe. Wir haben uns schlussendlich für eine abstrakte Formenreihe entschieden, die im Rahmen eines Forschungsprojekts in den 70er Jahren entstanden ist. Hier stehen abstrakte Formen, wie beispielsweise ein Dreieck, für Bildung. Diese Form hat nichts mit ihrer Bedeutung zu tun, die Tastmarke kann jetzt aber durch ihre einfache Gestaltung klar identifiziert und von anderen Tastmarken unterschieden werden.
Finales Formsystem
Nach weiteren Testreihen für Zonen und Strecken kamen wir bei einem System an mit dem wir baukastenähnlich die 3D-Modelle für unsere taktilen Karten konstruieren konnten.
Ergebnis
Als Anwendungsbeispiel entstanden 4 Karten des selben Orts mit drei verschiedenen Maßstäben und unterschiedlichen Informationsebenen.
Hinterlasse einen Kommentar