Bachelorarbeiten Interaktionsgestaltung
adapt – Eine Anwendung für Klimaanpassungsmanager:innen
Du willst Design studieren? Bewerbungsschluss zum Wintersemester 2025 / 26 ist der 15. Mai!
Inhalt des Kurses
In der Bachelor-Arbeit im 7. Semester bearbeiten die Studierenden anhand eines frei wählbaren Themas ein Gestaltungsprojekt, in dem sie ihre erlernten Kenntnisse in Recherche, Konzept und Entwurf praktisch anwenden.
7. Semester
adapt ist eine Anwendung, die Klimaanpassungsmanager:innen darin unterstützt, ihre Kommune auf den Klimawandel vorzubereiten, indem Gefahren erkannt und entsprechende Maßnahmen geplant werden können.
Flutkatastrophen und neue Hitzerekorde – der Klimawandel wird in unseren Städten und Gemeinden zunehmend spürbar. In den kommenden Jahren ist mit noch häufigeren, klimawandelbedingten Extremwetterereignissen zu rechnen. Viele Kommunen reagieren darauf und stellen Klimaanpassungsmanager:innen ein, die dafür verantwortlich sind, die unausweichlichen Folgen des Klimawandels zu begrenzen. Dabei geht es vor allem um die Reduktion der Hitzebelastung und um die Starkregen- und Hochwasservorsorge.
Klimaanpassungsmanager:innen haben eine sehr wichtige Aufgabe inne. Durch die städtebauliche Anpassung an den Klimawandel sorgen sie nicht nur für eine lebenswertere Umgebung, sondern retten durch gezielte Maßnahmen auch Menschenleben.
adapt unterstützt Klimanpassungsmanager:innen in ihrer täglichen Arbeit in drei Bereichen:
1. Planung von Maßnahmen
Erleichtertes Planen von Maßnahmen wird durch genaue Einstellungsparameter und Berechnung der Auswirkungen ermöglicht. Über verschiedene Karten können besonders exponierte Orte identifiziert werden. Alternativ hilft die Empfehlungsfunktion, die geeigneten Orte und Maßnahmen auszuwählen.
2. Kommunikation
Basis jeder guten Argumentationsstrategie sind belastbare Daten. Mit adapt kann der Klimamanager die Bedrohung durch den Klimawandel, als auch die Auswirkungen von Anpassungsmaßnahmen, belegen. Die Exportfunktion mit der Übersicht der wichtigsten Fakten hilft, dass die Informationen bei den Entscheider:innen ankommen.
3. Vernetzung (geplant)
Austausch über Erfolg und Misserfolg von Maßnahmen sind eine wertvolle Hilfe für Klimaanpassungsmanager:innen. adapt bietet die digitale Plattform zur überkommunalen Vernetzung von Klimamanagern.
Grundlage jeder Klimaanpassung ist die Identifikation von vulnerablen Orten. Deshalb gibt es Karten, die den Klimamanager:innen aufzeigen, wo es problematische Zonen innerhalb der Kommune gibt:
• Hitzekarte: Zeigt die physiologische äquivalente Temperatur in [°C] um 14:00 Uhr in 1,1 m ü.Gr. an einem strahlungsreichen Tag mit wenig Luftaustausch.
• Hochwasserrisikokarte (fluvial): Zeigt die Gebiete, die durch Flusshochwasser gefährdet sind
• Klimaanalysekarte: Zeigt die Kaltluftentstehungsgebiete und die Kaltluftbahnen
• Vulnerabilität: Zeigt wo besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen sind (Alter und sozialer Status)
Die Hitze-, Hochwasser- und Klimaanalysekarte gibt es für den Status Quo sowie für Klimawandelszenarien für 2035 und 2050 gemäß der RCP-Szenarien. Wenn Klimamanager:innen eine Maßnahme planen, sehen sie sofort, wie sich die Temperatur mit den Maßnahmen verändert.
Da es noch keine einheitliche Ausbildung für Klimaanpassungsmanager gibt, kommen diese aus verschiedenen Studien- und Berufshintergründen. Dementsprechend liegen die Schwerpunkte ihrer fachlichen Kenntnisse in unterschiedlichen Bereichen. Auch ohne Fachkenntnisse im Bereich Stadtplanung oder Geographie ermöglicht adapt allen Klimamanagern, die idealen Maßnahmen zu planen.
Überzeugungsarbeit als Herausforderung
Als eine der größten Herausforderungen für Klimamanager identifizierten wir die Tatsache, dass Klimamanager permanent Kolleg:innen, Vorgesetzte, den Gemeinderat oder Grundstücksinhaber davon überzeugen müssen, Maßnahmen zur Klimaanpassung umzusetzen. Weil Klimaanpassung noch nicht gesetzlich verankert ist, unterliegt sie der Abwägung und konkurriert mit vielen anderen Interessen. Erschwerend kommt hier noch hinzu, dass viele Klimamanager recht neu im Job sind, weil der Beruf an sich relativ neu ist. Die Klimamanager:innen, mit denen wir gesprochen haben, waren zudem überwiegend Berufseinsteiger:innen. Das bedeutet, dass sie sich u. U. – zusätzlich zu der Überzeugungsarbeit auf sachlicher Ebene – erst ein Standing bei den Stakeholdern erarbeiten müssen.
Solide Datenbasis als Argumentationsgrundlage
Ein äußerst wichtiger Punkt ist also, den Klimamanager:innen eine solide Argumentationsbasis und damit Sicherheit in der Überzeugungsarbeit zu geben. Wie lassen sich Leute am besten überzeugen? Mit handfesten Belegen. Deshalb zeigt unser Tool konkrete Daten zu direkten Auswirkungen verschiedener Maßnahmen auf die direkte Umgebung an. Allen Zahlen liegen Berechnungen und wissenschaftliche Studien zugrunde.
Maßnahmenparameter genau einstellen und Varianten testen
Die Klimamanager können die genauen Parameter der Maßnahme festlegen und sehen in Echtzeit, wie sich die unterschiedlichen Einstellungen auswirken. Dadurch können die passenden Maßnahmeneigenschaften gefunden werden, wenn beispielsweise ein begrenztes Budget vorhanden ist oder bestimmte bauliche Vorgaben eingehalten werden müssen. Die Parameter einer Dachbegrünung sind beispielsweise: Anteil der bedeckten Dachfläche, Pflanzenhöhe, Substrathöhe, Gewicht/m2 im gesättigten Zustand und die Kosten. Das Tool bietet außerdem die Möglichkeit, verschiedenen Varianten zu speichern. So kann der Klimamanager den Entscheidern verschiedene Optionen bieten.
Visualisierung der Outcomes
Im Falle von Maßnahmen zur Senkung der Hitzebelastung ist die Minderung der gefühlten Temperatur (PET) der wichtigste Outcome. Die meisten Maßnahmen haben außerdem mehrere positive Effekte. Ein Gründach hat beispielsweise nicht nur einen Kühlungseffekt, sondern kann auch erhebliche Menge Niederschlag aufnehmen. Das wiederum führt zu einer Einsparung bei der Niederschlagsgebühr. Begrünung bindet zudem Schadstoffe und verbessert die Biodiversität. Alle diese Aspekte sind mit Zahlen belegt und in Diagrammen visualisiert. Das Programm bietet die Möglichkeit bietet für den Klimaanpassungsmanager nachzuvollziehen, auf welchen Grundlagen die Berechnungen basieren, um auf eventuelle Nachfragen seitens der Stakeholder vorbereitet zu sein.
Positive Nebeneffekte
Die Betonung der positiven Nebeneffekte hilft dabei, den Blick des Gegenübers weg von den Kosten der Klimaanpassung hin zu den Vorzügen der Klimaanpassung zu lenken. Je mehr finanzielle Mittel an einer Maßnahme hängen, desto schwieriger ist es die Stakholder zu überzeugen. Das Argument der Einsparung der Klimafolgekosten, die die Investitionskosten in Klimaschutz und -anpassung oft um ein Vielfaches übersteigen, haben wir allerdings bewusst weggelassen, da diese Berechnung nicht wirklich belegbar und damit sehr umstritten sind.
Da es noch keine einheitliche Ausbildung für Klimaanpassungsmanager gibt, kommen diese aus verschiedenen Studien- und Berufshintergründen. Dementsprechend liegen die Schwerpunkte ihrer fachlichen Kenntnisse in unterschiedlichen Bereichen. adapt ermöglicht es allen Klimamanagern, die besten Maßnahmen zu planen, auch ohne Fachkenntnisse im Bereich Stadtplanung oder Geographie.
Vor dem Hintergrund, dass viele Klimamanager:innen – vor allem in kleinen Kommunen – keine direkten Kolleg:innen haben, mit denen sie sich austauschen können, bietet unser Tool eine wichtige Hilfestellung in Form von Maßnahmenempfehlungen. Diese Funktion ist besonders hilfreich für Berufseinsteiger.
Die Einstellungsparameter und Daten zu den Auswirkungen einer Maßnahme helfen nicht nur den Klimamanager*innen, die richtige Maßnahme auszuwählen, sondern dienen auch als Diskussionsgrundlage im Gespräch mit Stakeholdern. Die Exportfunktion erstellt ein übersichtliches PDF, das einfach ausgedruckt oder verschickt werden kann und als Kommunikationsmedium zwischen Klimaanpassungsmanagern und Entscheidern dient:
Es zeigt die geplante Maßnahme und deren Parameter. Der Hauptfokus liegt (im Fall der beabsichtigten Hitzereduktion) auf der Darstellung der durch die Maßnahme erzielte Temperaturminderung und dem Retentionspotenzial. Weitere positive Nebeneffekte, die bei der Überzeugungsarbeit hilfreich sein könnten, wie die CO2-Bindung, sind aufgelistet, ebenso wie eine Tabelle, die die Effekte verschiedener Varianten zeigt. Wichtig bei der Informationsvermittlung ist dabei, dass alle Information auch ohne fachliches Hintergrundwissen verstanden werden, da viele Stakeholdern keine Expert*innen in dem Bereich der Klimaanpassung sind.
Um dem Betrachter die Gefahr durch den Klimawandel reell vor Augen zu führen, sind auf der ersten Seite des PDFs die Hitze- bzw. Starkregenkarten in verschiedenen Szenarien zu sehen. Denn auch wenn Extremwetterereignisse mit fatalen Folgen in Deutschland zunehmen, scheint die Gefahr, die durch den Klimawandel ausgeht, für viele zu abstrakt. Vielleicht liegt es auch daran, dass viele Menschen denken: “Mich wird es schon nicht treffen” oder an der sog. “Present bias”. Demnach fokussieren wir uns zuallererst auf die Gegenwart und vernachlässigen Dinge, die in der Zukunft passieren könnten. Es gibt viele mögliche Erklärungen, warum es vielen Menschen so schwer fällt, zu verstehen, dass wir uns auf den Klimawandel vorbereiten müssen.
Um diesem Phänomen gegenzusteuern und den Stakeholdern die zu erwartende Entwicklung besser begreiflich zu machen, wird die prognostizierte Hitzeentwicklung verschiedener Szenarien auf Karten dargestellt. Die Darstellungen zeigen die Hitzebelastung mit und ohne Maßnahmen. Denn: ”Der Mensch ist ein Augentier”, um es mit den Worten von Prof. Borchardt zu sagen.
Menschen können sich Dinge besser vorstellen, wenn sie diese vor Augen haben. Deshalb gibt es für jede Maßnahme einen Kartenausschnitt, der die Hitzebelastung im Status Quo zeigt, sowie Simulationen verschiedener Projektionszeiträume und Klimawandelszenarien. Der Vulnerabilitätsindikator zeigt an, welche Art von Gefährdung vorliegt. Daneben gibt es eine Einschätzung zum Potenzial des Grundstücks, auf dem die Maßnahme angewandt werden soll.
Durch unsere ausgiebige Recherche und den vielen aufschlussreichen Gesprächen konnten wir feststellen, dass das Thema Klimaanpassung ein sehr großes Potential birgt. Der Mensch ist unausweichlich darauf angewiesen, seine Dörfer und vor allem Städte für die extremen klimatischen Bedienungen vorzubereiten. Aktuell existieren nur unzureichende Anwendungen, welche Klimaanpassungsmanager:innen nur manchmal bis selten unterstützen. Da das Thema in kürzester Zeit enorm an Aufmerksamkeit gewonnen hat, sind wir sicher, dass sich auf diesem Markt in den nächsten Jahren noch einiges tun wird. Unsere bisher nur skizzierte Forum-Funktion kann ebenfalls eine wichtig Rolle spielen. Deshalb haben wir vor, auch nach dem Bachelor das System noch weiter zu verfeinern und die geplanten Funktionen zu implementieren. Wir gehen davon, dass unser Konzept weitere Wissenschafts- und Forschungsprojekte inspieren kann.
Michael Mack, Julian Schwalm, Elisabeth Scheer
BetreuungProf. Benedikt Groß, Robin Palleis
VeröffentlichungSommersemester 2022
TagsAnalyse Assistenzsystem City Development Data Desktopanwendung geografisch Interface Design Kartographie Planung Human Centered Design
Kommentare
Lorene Cummings
Hinterlasse einen Kommentar