Inhalt des Kurses
Lean Design Project
Interaktionsgestaltung
Semesterjahr6. Semester
Raising Robotic Natives
Wenn Firmen und Filme uns ihre Zukunftsvisionen der Robotik präsentieren, ist das für uns oft unbehaglich statt begeisternd. Wir fürchten um unsere Arbeit, unsere Werte und manchmal unser Leben. Aber eines müssen wir akzeptieren: Wir sind alt. Die Zukunft gehört unseren Kindern.
Raising Robotic Natives erforscht mögliche Interaktionen zwischen Kindern und Robotern, durch die diese zur ersten Generation von ”Robotic Natives” werden könnten.
So wie Digital Natives im digitalen Zeitalter aufwuchsen, werden Robotic Natives in einem von Robotern geprägten Umfeld groß. Durch kindliche Unvoreingenommenheit werden sie sehr früh mit Technologie sozialisiert. Durch massive Interaktion und formale Ausbildung denken Robotic Natives anders über Robotik als wir. Die Zukunft liegt in ihren Händen, nicht in unseren. Wir sind schließlich nur Robotic Immigrants.
Im folgenden Artikel wird das Endergebnis des Projekts präsentiert. Die Konzepte sind nicht aus der Luft gegriffen, sondern mit Hilfe von Methoden der Szenariotechnik erarbeitet. Für zukünftige Projekte mit dem Roboter aus dem Medienlabor haben wir dessen Bedienung hier dokumentiert.
Umfeld
Während in Filmen zweibeinige, menschengleiche Roboter herumlaufen, ist die Robotik noch nicht so weit. Dieses Projekt handelt von der nahen Zukunft: Was uns auf dem Weg erwartet, bis wir Science Fiction zur Wirklichkeit werden lassen.
Abseits von Geräten wie Roombas, die unsere Böden saugen, nehmen wir an, dass post-industrielle Roboter bald den Weg in unsere Zuhause finden werden. Wir sehen eine Entwicklung ähnlich zu der von 3D-Druckern in den letzten Jahren: Preise für Roboterarme fallen, während Leistung steigt. Heimversionen tauchen auf Kickstarter auf und laden Leute zum Hacken, Basteln und Entwerfen neuer Anwendungen ein.
We vermuten, dass diese Leute—Kreative, Early Adopter—zu Innovatoren werden, die dabei helfen, dass Kinder zu Robotic Natives werden.
Raising Robotic Natives präsentiert daher vier Objekte. Jedes davon steht für einen Einflussfaktor, Bedingung oder einen Schritt auf dem Weg zum Robotic Native.
1. Notaus für’s Wohnzimmer
Notaus für’s Wohnzimmer; Roboter, Steckdosenleiste, Notaus, Spielzeug.
So wie Digital Natives in das digitale Zeitalter geboren wurden, werden Robotic Natives in ein (teilweise) an Roboter angepasstes Umfeld geboren. Der Notaus für’s Wohnzimmer untersucht was die Ankunft von Roboter für die häusliche Infrastruktur bedeutet.
Das Gerät ist ein einfacher Hack: In eine normale Steckdose gesteckt, erzeugt er bei Betätigung einen Kurzschluss, was die Stromzufuhr abschaltet.
Der Notaus für’s Wohnzimmer befriedigt das zunehmende Bedürfnis nach Sicherheit in einer Welt mit Robotern. Dieses Gerät – bisher Werkstätten und Fabriken vorbehalten – sorgt im Eigenheim für subtilen Unbehagen und erinnert an die Gefahren der Technologie.
Durch staatliche Regulierungen könnten Sicherheitsmaßnahmen wie diese obligatorisch werden.
Des Weiteren verkörpert das Gerät Fragen zur Ästhetik des Zuhauses, bevor wir von hoch entwickelten, menschengleichen Robotern umgeben sind.
2. Roboter-Fläschchenhalterung
Roboter-Fläschchenhalterung; Roboter, Babyflasche, Krippe, Spielzeug.
Robotic Natives sind Robotern von klein auf ausgesetzt, ohne dabei eine Wahl zu haben. So kann eine besondere Bindung zwischen Mensch und Maschine entstehen.
Die Roboter-Fläschchenhalterung fasst eine handelsübliche Babyflasche und ermöglicht dem Roboter so, ein Baby mit der Flasche zu füttern. Dies spart den Eltern 15 bis 30 Minuten pro Fläschchen und steigert so signifikant die Effizienz.
Das Objekt soll provokant hinterfragen, wie viel Automatisierung wir als wünschenswert betrachten? Wo liegt die Schmerzgrenze? Darf man Menschen in diesen intimen Momenten überhaupt ersetzen?
3. Drachenkostüm für Industrieroboter
Industrieroboter als Drache verkleidet; Roboter, Kostüm, Spielzeug.
Das Aufwachsen mit Robotern führt zu ständigen Interaktionen zwischen Kind und Roboter. Robotic Natives werden so zu sicheren Nutzern der Technologie und entwickeln andere Einstellungen gegenüber Robotern als Robotic Immigrants.
Ein flauschiges Roboter-Kostüm macht die Maschine zum Spielgefährten.
Rollenspiele helfen Kindern, Erfahrungen zu verarbeiten, Fertigkeiten zu erlernen und die eigene Persönlichkeit zu erforschen. Durch die Personifizierung des Roboters zu einem süßen Drachen wollen wir seinen sozialen Status in der Gesellschaft erforschen. Können Roboter über ihre Rolle als Werkzeug hinauswachsen?
Im Angesicht der Digitalisierung von Spielzeugen könnten erschwingliche Roboter-Spielzeuge die Evolution von Spielsachen sein. Willst du mit ihnen spielen oder hast du Angst?
4. Kinderbuch “My First Robot”
Kinderbuch “My First Robot”; Roboter, Buch, Stifte.
Robotic Natives stellen neue Herausforderungen an das Bildungssystem. Die Notwendigkeit, mit den wichtigsten Technologien ihrer Zeit Schritt zu halten, beeinflusst Lehrpläne und Karrieren.
“My First Robot” ist ein Kinderbuch, das im Interesse der Erstbildung verfasst wurde. Es bietet eine Einführung in die Vergangenheit, Gegenwart und mögliche Zukunft der Robotik. Kindgerechte Illustrationen der “Robotergesetze” von Isaac Asimov führen an die Debatten, zu den potenziellen Gefahren künstlicher Intelligenz, heran.
Das Buch eröffnet Diskussionen zur Notwendigkeit von Robotik-Unterricht. Ab wann müssen wir Kindern Wissen über Robotik beibringen? Sichert dies unseren Status als Technologienation oder untergräbt Automatisierung die Wirtschaft?
Philipp Schmitt, Stephan Bogner, Jonas Voigt
BetreuungProf. Hans Kraemer
VeröffentlichungWintersemester 2015 / 16
TagsCritical Design Digital Native Digital Native Industrieroboter Roboter Robotic Native Robotic Natives Speculative Design Szenario
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